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Neuro-Urologie

Die Harnblasen- und Beckenbodensteuerung erfolgt durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Nerven. Tritt eine Störung in der Steuerung dieser Nerven auf, z.B. durch neurologische Erkrankungen oder Traumata, kommt es zur Fehlsteuerung der betroffenen Organe. Bei der Störung der urologischen Nervenbahnen führt dies zu grossen Problemen der willkürlichen, kontrollierten Miktion (Wasserlassen).

Neurogene Blasenfunktionsstörungen sind sehr vielseitig:

  • Harninkontinenz: Unkontrollierter Harnverlust aufgrund einer gestörten Blasenkontrolle durch Nervenschäden.
  • Blasenentleerungsstörungen: Probleme beim Entleeren der Blase, wie z. B. eine unvollständige Entleerung oder die Unfähigkeit, die Blase vollständig zu entleeren.
  • Überaktive Blase: Übermässige Blasenaktivität mit häufigem Harndrang und unwillkürlichem Wasserlassen.

Neben der Uroflowmetrie, Sonographie und der Zystoskopie ist die Video-Urodynamik die wichtigste Untersuchung zur Diagnostik der neurogen Harnblasenfunktionsstörung.

Bei der Video-Urodynamik werden eine Reihe von Tests durchgeführt, um die Blasenfunktion zu messen, den Druck innerhalb der Blase zu bestimmen und die Blasenentleerung zu überwachen.

Behandlungsmöglichkeiten

  • Medikamentöse Therapie: Medikamente zur Behandlung einer überaktiven Blase oder zur Entspannung der Blasenmuskulatur, z.B. Anticholinergika oder Betamimetika.
  • Intermittierende Selbstkatheterisierung: Patienten lernen, ihre Blase regelmässig mit einem Katheter zu entleeren, wenn die Blase nicht in der Lage ist, sich vollständig zu entleeren.
  • Botulinumtoxin-Injektionen: Botox kann verwendet werden, um die überaktive Blase zu beruhigen und die Häufigkeit des unwillkürlichen Wasserlassens zu reduzieren.
  • Neuromodulation: Elektrische Stimulation des Nervensystems zur Regulierung der Blasenfunktion, z. B. durch PTNS (perkutane tibiale Nervenstimulation) oder ein sakrales Neuromodulationssystem (S3-Stimulation).
  • Chirurgische Eingriffe: In sehr schweren Fällen von Blasenfunktionsstörungen können chirurgische Verfahren erforderlich sein, wie die Bildung einer künstlichen Blase oder eine Harnableitung.

Was ist eine Perkutane Tibialnervenstimulation (PTNS)?

Die Perkutane Tibiale Nervenstimulation (PTNS) ist eine sogenannte Neuromodulationsbehandlung, bei der ein Nerv am Schienbein (Fachbezeichnung: Nervus tibilias) «neuromoduliert» wird.

Neuromodulation bedeutet, dass die Wirkweise von Nerven beeinflusst wird und damit das Verhalten von Organen oder Körperfunktionen. Im Fall der Nervenstimulation kann die Funktionsweise der Harnblase und des Schliessmuskel für Harn und Stuhl postitiv beeinflusst werden.

Katheterversorgung

Je nach Ursache der Harnblasenfunktionsstörung, stellt die Katheterversorgung eine wichtige temporäre bis hin zu dauerhafter Therapie dar. Die Entleerung der Harnblase ist entscheidend. Wenn die Harnblase nicht mehr in der Lage ist sich selbständig zu entleeren, ist der Harntrakt stark gefährdet. Eine unvollständige Blasenentleerung birgt ein hohes Risiko für Infektionen, Harnverhalt, Harnrückstau in die Nieren mit folglich schwerer Schädigung aller Harnorgane und v.a. der Nierenfunktion (bis hin zur Dialyse/Tod).

Eine Entlastung vom Harntrakt mit dem Katheter ist in gewissen Fällen unumgänglich.  Der Katheter kann durch die Harnröhre oder suprapubisch, d.h. oberhalb des Schambeins, liegen. Regelmässige Wechsel sind nötig. Die Hygiene muss stets gewährleistet werden (tägliche Reinigung).

Zur Entlastung der Harnblase kann der Urin via Katheter dauerhaft in den Katheterbeutel geleitet werden. Mittels Katheterventil kann die Harnblase trainiert werden. Patient*innen werden zur Anwendung instruiert. Selbstkatheterisierung kann bei guter manueller Fertigkeit auch erlernt werden.

Die Katheterindikation, die Art der Katheterversorgung (Ventil mit/ohne Katheterbeutel), Dauer der Katheterversorgung und mögliche Therapien um vom Katheter weg zu kommen werden individuell beraten.

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